Universität Wien

210225 SE BAK10 International Politics and Development (2014S)

SE Adam Smith gelesen in Zeiten der Globalisierung

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Continuous assessment of course work

Die Theorien von Adam Smith werden zunächst auszugsweise anhand der Originaltexte aus "The Theory of Moral Sentiments" und "The Wealth of Nation" besprochen. Hernach werden seine Theorien im Licht der modernen Rezeption des Liberalismus (Rawls; Keynes) und die Kritik an seinen Vorstellungen besprochen. Die Vielfältigkeit der Weiterentwicklung seiner Ideen lässt sich an mehreren Politikfeldern zeigen (Demokratie, markt, Umwelt, Internationale Politik).

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Details

max. 50 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Monday 10.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 17.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 24.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 31.03. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 07.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 28.04. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 05.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 12.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 19.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 26.05. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 02.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 16.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 23.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock
  • Monday 30.06. 16:45 - 18:15 Hörsaal 2 (H2), NIG 2.Stock

Information

Aims, contents and method of the course

Keine andere Denkrichtung wie der Liberalismus unterliegt so vielen Missverständnissen wie der Liberalismus. Zwar sind die grundlegenden Elemente wie Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaat heute Allgemeingut und werden liberalen Denkern wie David Hume, John Stuart Mill und anderen Klassikern zugeschrieben. Ausgangspunkt des Liberalismus ist die zentrale Rolle des Individuums, des Menschen als zu freiem und verantwortungsbewusstem Handeln befähigter Gestalter seiner eigenen Lebensverhältnisse. Dies führt zum Bekenntnis zum Recht auf Erwerb und Besitz von Privateigentum und der Bedeutung der Marktwirtschaft als Grundlage der Freiheit der Individuen.
Der Begriff des „Neoliberalismus“ wurde in zahlreichen politikwissenschaftlichen Schriften falsch rezipiert und führt zu einer Verzerrung dessen, was liberale Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wie John Rawls, John M. Keynes und anderen unter Liberalismus verstanden haben. Bezeichnend dafür ist die Rezeption von Adam Smith, der im 18. Jahrhundert wirkte: Er häufig als Urvater einer gänzlich freien Marktwirtschaft unter dem Stichwort der „invisible hand“ zitiert. Tatsächlich kommt dieser Begriff bei Adam Smith lediglich als anekdotisches Aperçu vor, und Adam Smith ist durchaus der Vertreter eines regulierten Markts, der Monopolbildungen vorbeugen soll. Für Smith ist die Regulierung der Märkte Voraussetzung, um freien Wettbewerb zu sichern. Den freien Wettbewerb behindernde Monopole und Kartelle hielt Smith für besonders schädlich.
Auch in sozialpolitischer Hinsicht kann Smith als fortschrittlich in einer Zeit gewertet werden, der die Frage der Armut zu einem wesentlichen Thema macht. Smith weist auch auf die unterschiedliche Marktmacht von Kapital und Arbeit hin und kritisiert das Ungleichgewicht der Macht der Unternehmer, die in Zünften zusammengeschlossen waren, und der Atomisierung der Arbeiterinnen und Arbeiter. Bei Lohnverhandlungen sieht Smith Arbeiter in einer viel schwächeren Position als Unternehmer. Lohnerhöhungen sind, so Smith, eine notwendige Folge von Wirtschaftswachstum, wobei nicht die absolute Höhe des Volkseinkommens, sondern sein stetiges Ansteigen ausschlaggebend ist.
Die Beschränkung der Macht des Staats ist keinesfalls als Vorstellung zu einem „Nachtwächterstaat“ zu verstehen, sondern vielmehr werden ihm wichtige Funktionen zugewiesen, etwa für die Herstellung von Infrastruktur durch „public works“, die Verantwortung für Bildung bei Smith thematisiert.
In der Veranstaltung wird der Beschäftigung mit Adam Smith besondere Bedeutung eingeräumt.
• Unschwer lässt sich erkennen, dass die Frage der Bedeutung von öffentlicher Herstellung von Infrastruktur sich im Werk von John M. Keynes, der neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit in Cambridge Wirtschaftssprecher der Liberal Party in Großbritannien war, in moderner Sicht wiedererkennen.
• Die Kritik an der Macht von Monopolen und Oligopolen ist etwa von Charles Lindblom in seinem Hauptwerk nachdrücklich kritisiert worden. Sein Begriff der „Polyarchie“ ist keinesfalls eine Würdigung pluralistischer Herrschaft, sondern vielmehr eine scharfe Kritik an der gegenseitigen Anpassung von Monopolen und Oligopolen auf der einen Seite, vom Staat auf der anderen Seite.
• Das Verständnis Adam Smiths von sozialer Gerechtigkeit findet sich bei John Rawls wieder ebenso wie bei Amatya Sen wieder.
• Die Rolle der Unternehmerinnen und Unternehmer ist vom (scharfen Keyneskritiker) Josef A. Schumpeter aufgegriffen worden, wenn auch in äußerst pessimistischer Perspektive.
Darüber hinaus verdankt die moderne Demokratietheorie vieles dem Politologen und aktiven Politiker Ralf Dahrendorf. Seine Schriften belegen, wie aktuell ein liberales Verständnis von Staat und Demokratie ist.

Assessment and permitted materials

Vorausgesetzt werden Grundkenntnisse der politischen Theorien, die eine Kenntnis der großen Strömungen der politischen Theorie (Konservativismus, Sozialismus, politische Ökökologie und Liberalismus) sichert. Vorgesehen sind insgesamt 10 - 12 Sitzungen in Abhängigkeit vom Kalender (Feiertage).
Wesentlich sind
• nachgewiesene Vorbereitungarbeiten für die einzelnen Veranstaltungen (1-2 Seiten Darstellung des Grundtexts),
• die Präsentation eines umfassenden Papiers, das die einzelnen Veranstaltungen vorbereitet, eine gute Verarbeitung darstellt und in die Texte in den jeweiligen historischen Kontext einbettet sowie eine eigenständige Würdigung und Kritik der Texte sowie einen Gegenwartsbezug herstellt.
• Ebenso wird die aktive Beteiligung an der Lehrveranstaltung zur Beurteilung herangezogen.
Schwerpunkt der Beurteilung ist das vorgelegte Papier (Seminararbeit). Erwartet wird ein Papier im Umfang von 6.000 - 10.000 Worte. Kriterien für die Beurteilung sind: korrekte Wiedergabe des Texts sowie Konsistenz zwischen Einleitung, Darstellung und kritischer Würdigung sowie die zum eigentlichen Pflichttext herangezogene Literatur.

Minimum requirements and assessment criteria

Das richtige Verständnis der Ansätze von Adam Smith ist wesentlich, um das Grundgerüst des modernen Liberalismus zu verstehen. Ziel der Lehrveranstaltung ist es deshalb, das falsche Verständnis zu korrigieren: Smith ist mehr als "The invisible hand", das zu einem Schlagwort der Smith-Rezeption geworden ist, von ihm jedoch nur ein- oder zweimal in seinem Hauptwerk verwendet wird. Die korrekte Rezeption wird auch zeigen, dass der häufig verwendete Begriff des "Neoliberalismus" mit richtig verstandenem Liberalismus nichts gemein hat.

Examination topics

Geplant ist ein Seminarbetrieb mit einem vorbereiteten Eingangsstatement, einem Kommentar zu diesem sowie ausgiebiger Diskussion. Die Vorbereitung aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist wesentlich für das Gelingen der Lehrveranstaltung.

Reading list

Elliott, John E. (2000), Adam Smith's Conceptualization of Power, Markets, and Politics. Review of Social Economy vol. 58, no. 4, pp. 429-454
Smith, Adam,(1759)The Theory of Moral Sentiments (deutsche Ausgabe: Theorie der ethischen Gefühle. übers. und hrsg. v. Walther Eckstein, 2004). Hamburg, Meiner
Smith, Adam(1776), An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations; daraus: Paying for government,(Book 5). Dieser ist allerdings nur in der Ausgabe: Kobler, Jonathan(eds. 2012), Adam Smith’s Wealth of Nation: A 21th Century Translation and commentary abgedruckt.
Keynes, John M. (1925), Am I a Liberal? Nation and Athenaeum, 8 and 15 August 1925; erhältlich über http://es.paperblog.com/john-maynard-keynes-am-i-a-liberal-1925-357931/
Keynes, John M., (1936), The General Theory of Employment, Interest and Money, insbesonders Chapter 24
Dahrendorf, Ralf (1961) Gesellschaft und Freiheit. Zur soziologischen Analyse der Gegenwart. München: Piper
Dahrendorf, Ralf (1987), Fragmente eines neuen Liberalismus. Stuttgart : DVA,
Rawls, John( 1998), Politischer Liberalismus. Übers. von Wilfried Hinsch. Frankfurt am Main : Suhrkamp
Eiffe, Franz F. (2010), Amartya Sen Reading Adam Smith, History of Economics Review, Vol 51, p. 1 -23)
Stehr, Nico(2008), The Moralization of the Markets in Europe. Society, 2008, Vol.45(1), pp.62-67

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Last modified: Mo 07.09.2020 15:38