Universität Wien

210235 SE BAK13 State Activity, Policy and Governance Analyses (2014S)

SE Regieren im modernen Staat

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 21 - Politikwissenschaft
Continuous assessment of course work

ACHTUNG Erster Termin:

Montag, 10.März 13:15-14:45 (!) Ort: Hörsaal 3 (D212), NIG 2. Stock

MO 14-tg von 10.03.2014 bis 30.06.2014 11.30-14.45 Ort: Hörsaal 3 (D212), NIG 2. Stock

Die Teilnahme an dieser ersten Einheit ist für eine Teilnahme am Seminar verpflichtend

DANACH jeweils 11:30-14:45 (!) und zwar am 24.März, 7.April, 5.Mai, 19.Mai, 2.Juni, 16.Juni, (30. Juni.)

Registration/Deregistration

Note: The time of your registration within the registration period has no effect on the allocation of places (no first come, first served).

Details

max. 50 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

  • Monday 10.03. 11:30 - 14:45 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Monday 24.03. 11:30 - 14:45 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Monday 07.04. 11:30 - 14:45 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Monday 05.05. 11:30 - 14:45 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Monday 19.05. 11:30 - 14:45 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Monday 02.06. 11:30 - 14:45 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Monday 16.06. 11:30 - 14:45 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock
  • Monday 30.06. 11:30 - 14:45 Hörsaal 3 (H3), NIG 2. Stock

Information

Aims, contents and method of the course

Wie werden moderne Gesellschaften regiert? Ist regieren etwas, das auf den Staat oder „die Regierung“ beschränkt ist? Was unterscheidet Regieren von anderen mit dem Staat assoziierten Tätigkeiten? Und welche Macht- und Herrschaftsverhältnisse liegen dem Regieren im modernen Staat zugrunde?

Eine besonders spannende Perspektive wurde vom französischen politischen Theoretiker und Historiker Michel Foucault eröffnet, der zunächst in seinen Arbeiten zu modernen Institutionen und Wissensfeldern wie der Psychiatrie, der Medizin, oder des Strafvollzuges einen differenzierten Blick auf Macht ermöglichte: Macht sei weniger eine Ressource in der Hand von einigen Mächtigen oder eine Struktur, die einer Gesellschaft zugrunde liegt, als vielmehr ein zutiefst dynamisches Geschehen: etwas, „was sich von unzähligen Punkten aus und im Spiel ungleicher und beweglicher Beziehungen vollzieht.“ (Foucault 1983, S. 94)

Mitte der 1970er Jahre wendet sich Foucault in einer relativ kurzen Phase seiner Arbeit explizit dem modernen Staat und seiner Entstehungsgeschichte zu. Ausgehend von seinen in vorigen Arbeiten gewonnenen und erprobten machtanalytischen Annahmen konzeptualisiert Foucault den Staat ebenso nicht als eine geschlossene Institution oder souveräne Struktur, sondern als einen dynamischen und beweglichen Effekt verschiedener Machtkämpfe, Taktiken, Strategien, und Wissensformen.
Um der Souveränität als dem zentralem Begriff der Staats- und Rechtsphilosophie und seinen theoretischen Vorannahmen und „Fallstricken“ zu entkommen, führt Foucault den Begriff der gouvernementalité (im Gegensatz zum französischen souveraineté) ein. Unter Gouvernementalität versteht Foucault zunächst „die Gesamtheit, gebildet aus den Institutionen, den Verfahren, Analysen und Reflexionen, den Berechnungen und den Taktiken, die es gestatten, diese recht spezifische und doch komplexe Form der Macht auszuüben“ die der modernen Regierung zugrunde liegen. (Foucault 2000)

Im Werkkontext betrachtet führt die Hinwendung zur modernen Gouvernementalität Foucaults Arbeiten zur „Genealogie“ moderner Institutionen, wie etwa der Psychiatrie, der Medizin oder des Strafvollzuges, fort, und eröffnet seinen späteren Arbeitsschwerpunkt zur modernen Subjektivität und der Regierung des Selbst als einem kritischen Einsatz hinsichtlich gegenwärtiger neoliberaler Gouvernementalität und ihren Individualisierungspraxen.

Foucaults Arbeiten zur Gouvernementalität, die Großteils fragmentarisch blieben, wurden in in den 1990er Jahren verstärkt in der Politikwissenschaft und Soziologie aufgegriffen und in ein systematisches Forschungsprogramm verwandelt: die Governmentality Studies bzw. Gouvernementalitätsforschung. Diese ermöglichen einerseits eine produktive theoretische Verschiebung und Rekonzeptualisierung von zentralen soziologischen bzw. politikwissenschaftlichen Phänomenen und Begriffen (z.B. Staat, Macht, Regierung, Subjektivität), als auch analytische Werkzeuge bzw. einen Forschungsansatz zur Erforschung gegenwärtiger Macht- und Herrschaftsverhältnisse.

In aktuellen Debatten um die Gouvernementalität der Gegenwart stehen unter anderen folgende Themen im Vordergrund:
- Neoliberale Gouvernementalität
- Illiberale bzw. autoritäre Gouvernementalität
- Globalisierung
- Fragen der Inklusion und Exklusion
- Fragen der Individualisierung und (Ent-)Kollektivierung von Risiken, Verantwortung, Sicherheit

Assessment and permitted materials

Anwesenheitspflicht in der ersten LV-Einheit: Studierenden, die der ersten Einheit unentschuldigt fern bleiben, verlieren ihren Platz in der Lehrveranstaltung, und Studierende von der Warteliste können nachrücken.

Ein Interesse an politischer Theorie und Theoriearbeit wird vorausgesetzt. Dazu zählt das Interesse und die Bereitschaft, sich mit voraussetzungsvollen Texten und komplexen Inhalten die vertraute Denkgewohnheiten irritieren, auseinandersetzten zu wollen.

Einige zentrale Texte werden in ENGLISCHER SPRACHE zu lesen und zu erarbeiten sein. Ein sehr gutes Leseverständnis englischer wissenschaftlicher Texte wird daher vorausgesetzt.

Minimum requirements and assessment criteria

Im Seminar soll auf Basis intensiver Textarbeit ein solider Überblick über Entwicklung und aktuellen Stand der Gouvernementalitätsforschung („Governmentality Studies“) gegeben werden. Damit soll auch der Grundstein dafür gelegt werden, diesen theoretischen Ansatz im weiteren Verlauf des Studiums für eigene Forschungsvorhaben nutzbar zu machen (etwa Bakk- oder MA-Arbeit etc.).

Examination topics

Gruppendiskussionen auf Basis der vorzubereitenden Texte, Referate, Arbeiten in Kleingruppen. Das Seminar ist wesentlich als Lektüreseminar gestaltet, d.h. eine intensive Auseinandersetzung mit zentralen Texten vor und während den einzelnen Einheiten ist zentral.

Reading list

(Auswahl)
Bröckling U, Krasmann S, Lemke T (Hrsg.) (2000): Gouvernementalität der Gegenwart. Suhrkamp, Frankfurt am Main: Suhrkamp
Burchell G, Gordon C and Miller P. (1991) The Foucault Effect. Studies in Governmentality. Chicago: Chicago University Press.
Dean M. (2010) Governmentality. Power and Rule in Modern Society., London Sage.
Foucault M. (1983) Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1, Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Foucault M. (2000) Die Gouvernementalität. In: Bröckling U, Krasmann S und Lemke T (Hrg) Gouvernementalität der Gegenwart. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 41-67.
Foucault M. (2006) Sicherheit, Territorium, Bevölkerung. Geschichte der Gouvernementalität I, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Rose N und Miller P. (1992) Political power beyond the State: problematics of government. British Journal of Sociology 43: 173-205.

Ein READER mit den für das Seminar relevanten Texten wird Anfang März im Facultas (NIG-Shop) zu erwerben sein.

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Last modified: Mo 07.09.2020 15:38