210262 PS G6: Labour Policy (2007W)

Arbeit ist ein zentrales Strukturierungsprinzip moderner, kapitalistischer Gesellschaften, über das soziale Hierarchien (Klassenverhältnisse, Arbeitsteilung in der Familie etc) bzw. gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse hergestellt werden.
Über Arbeit werden grundlegende gesellschaftliche Konfliktlinien und Interessen konstituiert, sodass die historisch unterschiedlichen Organisationsformen von Arbeit zu zentralen Feldern staatlicher Aktivitäten und politischer Auseinandersetzungen werden, die auf verschiedenen Ebenen der Gesellschaft untersucht werden können (von der Ebene des Betriebes bis hin zur wohlfahrtsstaatlichen Regulierung und Sicherung). In vielen sozialwissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen wird gegenwärtig eine grundlegende Transformation kapitalistischer Gesellschaften behauptet. Demgemäß soll das seit dem 2. Weltkrieg dominante Entwicklungsmodell, welches auf tayloristisch organisierter Massenproduktion (extreme Arbeitsteilung zwischen Planung und Ausführung) auf Basis des so genannten Normalarbeitsverhältnisses (8h Tag, 40h Woche etc, unbefristete Arbeitsverträge) und Massenkonsum (im Familienhaushalt) beruhte, seit Mitte der 1970er Jahre in die Krise geraten sein. Grundlage dieses Modells war der Kompromiss zwischen der ArbeiterInnenbewegung und den Unternehmerorganisationen, der durch den Ausbau der sozialen Sicherungssystemen, Vollbeschäftigung, und keynesianischer Nachfragepolitik flankiert wurde und nun durch die Hegemonie neoliberaler wirtschafts- und sozialpolitischer Projekte erheblichem Veränderungs- und Anpassungsdruck (Schwächung der Gewerkschaften etc) ausgesetzt wurde.
Im Kern der diagnostizierten und in vielfältigen sozialen Auseinandersetzungen heftig umkämpften Veränderungen stehen die gesellschaftlichen Arbeitsteilungen und Arbeitsorganisation und die damit verbundenen Politikfelder, staatlichen Aktivitäten und gesellschaftlichen Interessen. In der Lehrveranstaltung sollen die Veränderungen der gesellschaftlichen Regulierung von Arbeit, wie sie etwa in Diskussionen zur Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse und Rekommodifizierung der Arbeit angesprochen werden, mit den Debatten zum Ende der (tayloristischen) Arbeitsteilung und Entgrenzung von Arbeit bzw. der Resubjektivierung und Immaterialisierung von Arbeit verknüpft werden, um einen integralen Blick auf Arbeit als sozialwissenschaftlicher Schlüsselkategorie zu entwickeln.