Universität Wien

230032 VO+SE Deviance and Social Control (2015S)

5.00 ECTS (2.50 SWS), SPL 23 - Soziologie
Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

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Details

max. 40 participants
Language: German

Lecturers

Classes

FR wtl von 06.03.2015 bis 12.06.2015 08.45-10.55 Ort: Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Rooseveltplatz 2, 1.Stock; Zwischenprüfung am 24.04.2015 geteilt in zwei Gruppen in SR 1 und H10 - Seminarraum Methodenzentrum, . Beachten Sie bitte die Aussendung der Lehrenden an Ihren u:account


Information

Aims, contents and method of the course

In der VOSE werden zwei Lehrziele verfolgt: Zum einen wird ein Überblick über die wichtigsten Paradigmen dieser speziellen Soziologie gegeben, um den Studierenden eine sozialwissenschaftliche Orientierung zu eröffnen. In einer allgemeinen Einführung soll zunächst der spezifisch soziologische Gehalt der Konzepte Abweichung und soziale Kontrolle im Zusammenhang mit bestimmten Teilphänomenen erörtert werden: Krankheit, Wahnsinn, Kriminalität, Recht, Strafe, Behandlung, aber auch Devianz als Voraussetzung für evolutionären Fortschritt. Dabei wird auch ein kurzer Exkurs in die Rechtssoziologie und -ethnologie geboten. Der weitere Verlauf der Lehrveranstaltung orientiert sich dann an den großen kriminologischen Theoriegebäuden zu den Entstehungsbedingungen von Kriminalität und Devianz. Dabei konzentrieren wir uns auf drei paradigmatischen Ansätze:
- Positivismus: Der prä-determinierte Täter
Neben diversen Überlegungen zum biologischen und psychologischen Positivismus befassen wir uns insbesondere mit den sozialen Ursachen für Kriminalität und den (sub-)kulturellen Bedingungen für abweichendes Verhalten. Gerade die um den Begriff Anomie kreisende Entwicklung der funktionalistischen Schule (Durkheim, Mead, Merton, Young, Messner/Rosenfeld) zeigt auf, wie sehr diese spezielle Soziologie immer auch in Wechselwirkung mit allgemeinen Theoriedebatten stand und bis heute steht. Konzepte der (Sub-)Kultur (A. Cohen, Cloward & Ohlin, D. Matza) konzentrieren sich im Gegensatz zum Funktionalismus stärker auf eine Mikroebene der Handelnden, nehmen aber auch sozialräumliche Dimensionen in den Blick (Chicago School).
- Labelling Theorie: Kriminalität ist Sache der Definition
Ansätze des interpretativen Paradigmas bzw. der Labelling-Theorie (Becker, Lemert, Sack) betrachten ebenfalls die Interaktionen abweichender und kontrollierender Individuen, gehen aber in ihren radikalisierten marxistischen, konflikttheoretischen und feministischen Spielarten wieder stärker in Richtung einer makrostrukturellen Betrachtungsweise der Gesellschaft. Kriminalität ist folglich historisch und geografisch variabel. Devianz wird als Folge von Kriminalisierungsprozessen von bestimmten sozialen Verhaltensweisen durch Instanzen der sozialen Kontrolle (Polizei, Gericht, Psychiatrie, etc.) definiert: Sind Täter gleichsam selbst Opfer eines mächtigen Kontrollregimes?
- Kontrollregimes in der Sicherheitsgesellschaft
Ein besonderer Schwerpunkt der Veranstaltung liegt schließlich auf dem gegenwärtigen Präventionsparadigma, in dem -- vermittelt über Konzepte wie Risiko und Sicherheit --tiefgreifende Transformationen der spät- bzw. postmodernen Gesellschaften in Richtung einer "Kultur der Kontrolle" (Garland) zum Ausdruck kommen. Die Ablöse des "wohlfahrtsstaatlichen Strafens" durch Kontrolltechniken im Risikomanagement wird anhand von Tendenzen zur Privatisierung von Kontrolle (private Sicherheitsdienste) einerseits und anhand einer "Morphologie der präventiven Sicherheit" (Vorratsdatenspeicherung, Videoüberwachung, Zugangskontrollen, Sicherheitstechnologie) andererseits zu diskutieren sein.
Neben den verschiedenen "Denkschulen" geht es im interaktiven, zweiten Teil der Lehrveranstaltung zum anderen um wesentliche (und vor allem um aktuelle) Bereiche abweichenden Verhaltens und sozialer Kontrollen. Zu nennen sind hier beispielsweise die Diskussion zur "elektronische Fußfessel", die "Medikalisierung" sozialer Abweichung (etwa bei Kindern und Jugendlichen in Form von neuen Diagnosen wie "Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom" oder "Störung des Sozialverhaltens", der Boom "alternativer" Konfliktregelungstechniken (Mediation, Täter-Opfer-Ausgleich), sowie neue Formen von Disziplinartechniken in öffentlichen Räumen, die durch architektonische und städtebauliche Konzepte in Wohnhausanlagen, Bahnhöfen, Shopping Malls, Bürogebäuden, Themenparks und in anderen urbanen Räumen induziert werden.

Assessment and permitted materials

Nach 4 Vorlesungseinheiten erfolgt ein Kolloquium über den theoretischen Teil zum Devianz- und Kontrolldiskurs.
An den übrigen 5 Terminen werden "Themenkonferenzen" abgehalten:
Es werden Texte vergeben, zu denen jeweils ein Kurzreferat zu halten ist. Die ReferentInnen sollen im Anschluss an ihr Referat einige Fragen zur Diskussion stellen und (mit Unterstützung der LV-Leiter) eine Diskussion mit allen LV-TeilnehmerInnen leiten.
Nach dem Studium der theoretischen Grundlagen und nach der kritischen Diskussion im Seminar, sollte es nicht schwer fallen, eine Seminararbeit zu verfassen.

Minimum requirements and assessment criteria

Nach erfolgreichem Abschluss der Lehrveranstaltung sollen Studierende
- gesellschaftliche Normen als Grundlage für Devianz und Kontrolle erkennen können
- die wichtigsten kriminologischen Erklärungsansätze für Devianz und Kriminalität kennen
- aktuelle gesellschaftspolitische Fragen zu Kontrolltechniken anhand von soziologischen Theorien beurteilen können.

Examination topics

Die Lehrveranstaltung umfasst zwei Teile: In einem ersten Teil (Vorlesungsteil) werden die großen soziologischen Paradigmen zur Diskussion über Normen, Devianz und Kontrolltechniken vorgestellt. Dabei wird besonders darauf Bedacht genommen, die einzelnen Ansätze in einem Gesamtkontext zu verorten, um den Studierenden einen guten Überblick über die verschiedenen Argumentationslinien zu geben.

Reading list

Wird in der Lehrveranstaltung bekannt gegeben.

Association in the course directory

in 505: BA A2 VOSE Spezielle Soziologie

Last modified: Mo 07.09.2020 15:39