Universität Wien

230142 WS Diagnosis of Society: Routes to new feudalism (2014S)

Antidemocratic processes as reactions on the global crisis in case of Hungary

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Continuous assessment of course work

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Details

max. 40 participants
Language: German, English

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Wednesday 19.03. 12:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Wednesday 07.05. 12:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Wednesday 14.05. 12:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Wednesday 21.05. 12:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Wednesday 28.05. 12:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Wednesday 04.06. 12:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Wednesday 11.06. 12:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Wednesday 18.06. 12:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Wednesday 25.06. 12:15 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 3, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Aims, contents and method of the course

Seit 2008 kommt es in Ungarn zu einer immer weiteren Vertiefung der
Wirtschaftskrise. Zusammen mit dem Kampf ums blanke Überleben und um Arbeitsplätze etabliert und verschärft sich eine radikale,
neokonservative Ideologie, die nicht nur zur Spaltung zwischen sozialen
Schichten, sondern auch zur Stigmatisierung der schwächeren Gruppen
führt. Aus den ärmeren sozialen Schichten wurden diskursiv die sog.
Parasiten der ungarischen Gesellschaft. Als Parasit gelten nicht nur
die Gruppe der Roma und Sinti, sondern auch die Mehrheit der
autochtonen ungarischen Armen, Arbeitslosen und Senioren (Invaliden- und FrührentnerInnen). Eine Folge dieser hegemonialen Ideologie, die auch in die ungarische Rechtsordnung Einzug gefunden hat, ist die zunehmende Entsolidarisierung.
Gleichzeitig schließen sich die sozialen Mobilitätskanäle und ein
Großteil der UngarInnen ist relativ depriviert und fühlt sich in
künftigen Lebenschancen und Identität bedroht. Die Politikverdrossenheit
wächst an. Die Gewinner der aktuellen Krise sind offensichtlich die Oberschicht bzw. die obere Mittelklasse. Diese neigt dementsprechend
dazu, politische Parteien zu unterstützen, die ihre soziale Doninanz und
ihren sozialen Status verteidigen; so erklärte János Lázár, der
Fraktionsleiter von Fidesz: Wer im Leben zu nichts kommt, der hat kein Wert.
Ungarn befindet sich also in einer Wertekrise, in der radikale
Einstellungen gesellschaftliche Normen untergraben und die
neo-feudalistische, anomische Gesellschaftsstruktur durch eine Ideologie
der Abwertung legitimiert wird.
Das Ziel der LV ist es, legitimierende Mythen, die soziale
Ungleichheit verstärken, zu untersuchen; dies sind insbesondere:
1) Nationalismus und historische Mythen,
2) Autoritarismus und Soziale Dominanz-Orientierung (Rassismus),
3) aber auch der politische Neokonservativismus und wirtschaftliche
Neoliberalismus, (teils bezugnehmend auf Protestantische Ethik und
Funktionalismus).
Auf diesen ideologischen Elementen und Mythen aufbauend, soll der
Konflikt zwischen Meritokratie und gesellschaftlicher Integration
anhand aktueller Texte und Forschungen analysiert werden.

Assessment and permitted materials

Anwesenheit, Referat, Zusammenfassen der Pflichtliteratur

Im Seminarteil sind Kurzbeiträge sowie eine mündliche Präsentation einer Gruppenarbeit zu erstellen sowie abschließend eine schriftliche Arbeit zu verfassen.

Minimum requirements and assessment criteria

Beschäftigung mit zentralen Konzepten der politischen Soziologie (Nationalismus, Rassismus, Autoritarismus, Neokonservativismus) und der Soziologie (Ungleichheiten, soziale Krise, Funktionalismus, Meritokratie, Anomie) und Anwendung dieser auf die ungarische Gegenwartsgesellschaft

Examination topics

Literaturbearbeitung, Präsentationen/Diskussionen

Reading list

Adorno, Theodor W. (1973): Studien zum autoritären Charakter. Suhrkamp
Verlag: Frankfurt/Main.
Bieling, H.-J. (2000). Dynamiken sozialer Spaltung und Ausgrenzung.
Gesellschaftstheorien und Zeitdiagnosen. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Burzan, N., & Berger, P. A. (Eds.). (2011). Dynamiken (in) der
gesellschaftlichen Mitte. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Brinkmann, U., Dörre, K., Röbenack, S., Kraemer, K., & Speidel, F.
(2006). Prekäre Arbeit. Ursachen, Ausmaß, soziale Folgen und subjektive
Verarbeitungsformen unsicherer Beschäftigungsverhältnisse. Bonn:
Friedrich-Ebert-Stiftung.
Castel, R. (2000). Die Metamorphosen der sozialen Frage. Eine Chronik
der Lohnarbeit. Konstanz: UVK.
Castel, R., & Dörre, K. (Eds.). (2009). Prekarität, Abstieg,
Ausgrenzung. Die soziale Frage am Beginn des 21. Jahrhunderts. .
Frankfurt/Main: Campus Verlag.
Decker, Oliver et al (2010): Die Befunde der Mitte-Studien und ihre
Konsequenzen, in: dieselben: Die Mitte in der Krise. Rechtsextreme
Einstellungen in Deutschland . Berlin: Friedrich-Ebert-Stiftung.
Fromm, Erich (1983): Arbeiter und Angestellte am Vorabend des Dritten
Reiches. Suhrkamp Verlag: Frankfurt/Main.
Macków, Jerzy (Hrsg, 2009): Autoritarismus in Mittel- und Osteuropa.
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Vester, Michael (2003): Autoritarismus und Klassenzugehörigkeit. In:
Demirovic, Alex (Hrsg.): Modelle kritischer Gesellschaftstheorie.
Traditionen und Perspektiven der Kritschen Theorie., Stuttgart: J.B.
Metzler Verlag.
Andreas Römmele/Viktoria Kaina (2009): Politische Soziologie und der
leere Platz im Buchregal Eine kurze Geschichte von Identitätssuche und
Selbstbehauptung, in: ebenda (Hrsg.): Politische Soziologie. Ein
Studienbuch. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S.7-17.
Leo Kißler (2007): Im Fokus: Politik- und Interessensvermittlung in der
Demokratie, in: ebenda: Politische Soziologie. Konstanz: UTB, S. 23-69.
Ergänzungen werden zu Beginn der Lehrveranstaltung bekannt gegeben


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in 505: BA T2 Workshop Gesellschaftsdiagnosen

Last modified: Mo 07.09.2020 15:39