Universität Wien

240020 VO More than just skin? Introduction to the research field of skin studies (3.2.5) (2017W)

Lehrziel: Eingehende Beschäftigung mit zentralen theoretischen und grundlegenden Texten zum Thema. Interdisziplinäre Auseinandersetzung mit verschiedenen Zugangsweisen, Interpretationen und Kontroversen. Hinterfragen der eigenen Vorstellungen, des Alltagswissens und der Vorstellungen einzelner Disziplinen.

Details

Language: German

Examination dates

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Friday 13.10. 09:45 - 13:00 Hörsaal A, NIG 4.Stock
Friday 20.10. 09:45 - 13:00 Hörsaal A, NIG 4.Stock
Friday 03.11. 09:45 - 13:00 Hörsaal A, NIG 4.Stock
Friday 17.11. 09:45 - 13:00 Hörsaal A, NIG 4.Stock
Friday 01.12. 09:45 - 14:45 Hörsaal A, NIG 4.Stock
Wednesday 06.12. 09:45 - 13:00 Hörsaal A, NIG 4.Stock
Friday 12.01. 09:45 - 13:00 Hörsaal A, NIG 4.Stock
Friday 19.01. 09:45 - 13:00 Hörsaal A, NIG 4.Stock

Information

Aims, contents and method of the course

Die Haut ist das vielfältigste und zugleich das sichtbarste Organ des menschlichen Organismus. Doch sie ist weitaus mehr als eine bloße Hülle. Sie schützt und hilft das innere Gleichgewicht zu bewahren, beeinflusst die Abwehrkräfte und den Stoffwechsel. Sie ist unsere Körper/Leib-Grenze und repräsentiert unsere Identität. Sie grenzt innen von außen ab. Deshalb ist sie für die Identität und die Wahrnehmung von Anderen bedeutend.
Der menschliche Körper gilt beispielsweise noch immer als Träger von Kriminalität, Devianz, Anderssein. Er ist häufig Grundlage der Bewertung von Sicherheit oder Gefahr im öffentlichen Raum: Körperlich auffälligen oder bedrohlich wirkenden Menschen geht man aus dem Weg, bestimmte Viertel meidet man etc. Diese und ähnliche Vorstellungen haben ihre Wurzeln im 19. Jahrhundert und sie begleiten uns und sind in der Wissenschaft und Alltagswelt noch immer gängig. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmung, unser Verhalten und die Abwertung anderer Menschen oder ganzer Gruppen. Kurzum: Formen des otherings sowie ihre Entstehungsarten lassen sich besonders durch die äußere Hülle des Körpers verdeutlichen.
Eine besondere Rolle spielt auch der Einfluss von Hautkrankheiten auf die Psyche und ihr Einfluss auf psychische Erkrankungen, was wiederum zu (Selbst-)Stigmatisierungen als 'krank' oder 'nicht wertvoll' führen kann. Im Vordergrund steht dabei auch die Frage, was 'Krankheit' ausmacht, was sie genau bedeutet und wie sie sich auswirkt (vgl. dazu Lupton 2012; Eschenbruch 2013).
Es stellt sich die Frage, wie und wieso es wissenschaftsgeschichtlich und -theoretisch möglich war, dass bestimmte Ansätze und Denkmuster sowohl in der Wissenschaft als auch in der Alltagswelt besondere Bedeutung erlangen konnten und andere nicht. Warum dominieren bis heute spezifische theoretische Ansätze über Menschen, die nicht der 'Norm' entsprechen, krank oder tätowiert sind, die wissenschaftliche und öffentliche Wahrnehmung? Welche Folgen haben diese Stigmatisierungen für den wissenschaftlichen und alltäglichen Diskurs?

Aus diesen Fragen ergeben sich folgende Ansatzpunkte: Wie wird eine 'Krankheit' jenseits des biologischen Organismus 'gemacht'? Wer bestimmt aus welchen Gründen, was 'anders' oder 'krank' ist? Was ist 'gesund' oder, anders ausgedrückt: 'normal'? Wer bestimmt, wer zu welcher Gruppe gehört und warum? Warum gelten und galten manche Veränderungen der Haut als sozial akzeptiert bzw. erwünscht (wie z. B. Sonnenbräune, Ohrringe oder die häufigsten Schönheits-OPs) und andere Formen weniger (wie es z. B. lange Zeit für Tätowierungen galt)? Welche subjektiven und objektiv sozialen Folgen haben Zuschreibungen der Fremdheit, des Andersseins, Krankseins, der Devianz und der Anormalität? Welche Rolle spielt dabei die Haut? Welche Rolle spielen Fremdwahrnehmungen und Fremdzuschreibungen im Alltag? Wie entstehen sie? Warum ist insbesondere die Haut eine wesentliche Austragungs- und Projektionsfläche?

Um die Komplexität des Feldes Haut und seine Anforderungen zu erschließen, sind noch umfassende Forschungen notwendig. Bis heute gibt es neben Benthien, Jablonsky, Connor und einigen anderen auch kaum interdisziplinäre Ansätze, die diese Auswirkungen untersuchen wollen. Aus diesen Lücken heraus wird im anglophonen Raum deshalb schon länger versucht, die inter- und transdisziplinäre Forschungsrichtung der Skin Studies, wie sie Siena/Reinarz 2013 fordern (2016 [2013]: 1), zu etablieren. Für den deutschsprachigen Raum sind dafür bisher allenfalls rudimentäre interdisziplinäre Ansätze zu erkennen.

Die Vorlesung will den Studierenden einen Einstieg in das Themenfeld der Skin Studies bieten. Sie will einen Überblick zu den verschiedenen interdisziplinären Forschungsfeldern der Skin Studies vermitteln und ihre potentiellen praktischen Anwendungsfelder untersuchen.
Ziel der Vorlesung ist es, einen ersten Überblick passend zum Modul zu schaffen.

Assessment and permitted materials

Klausur über den Inhalt der Vorlesung und der prüfungsrelevanten Literatur

Minimum requirements and assessment criteria

Eingehende Beschäftigung mit zentralen Texten zum Thema. Auseinandersetzung mit Interpretationen und Kontroversen zum Thema.

Examination topics

Vorlesungsinhalte, Literatur

Reading list

wird in der ersten Einheit bekanntgegeben

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Last modified: Mo 07.09.2020 15:39