Universität Wien

240068 FS FM1 - Research Seminar (Part 1) - Research Design (2022S)

Versteckte Ideologien in (audio)visuellen Medien

Continuous assessment of course work

Registration/Deregistration

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Details

max. 20 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Das FoSe findet VOR ORT statt.

Wednesday 09.03. 16:45 - 20:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
Wednesday 23.03. 16:45 - 20:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
Wednesday 06.04. 16:45 - 20:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
Wednesday 04.05. 16:45 - 20:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
Wednesday 18.05. 16:45 - 20:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
Wednesday 01.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01
Wednesday 15.06. 16:45 - 20:00 Seminarraum 7, Kolingasse 14-16, OG01

Information

Aims, contents and method of the course

Dieses 2-semestrige Forschungsseminar ermöglicht die Konzeption (1. Semester) und Durchführung (2. Semester) eines eigenständigen Forschungsprojekts an der Schnittstelle von Theorie und Praxis zum Themenkomplex (a)v-Medien und Entwicklungsforschung.

Im ERSTEN TEIL des Forschungsseminars werden einführend Basistexte der Film- und Medientheorie gemeinsam erarbeitet (close reading) und verschiedene Methoden der Medienanalyse vorgestellt, beginnend beim Üben von (teils analogen) Bildanalysemethoden. Die Teilnehmer:innen wählen (möglichst in Gruppen) danach je nach Vorwissen und Interessenlage ihren Themen entsprechendes Bildmaterial (bewegt oder unbewegt), an dem verschiedene geeignete Analysemethoden erprobt werden.

Didaktik & Methoden im FOSE sind regelmäßige Reflexionssitzungen, Forschungstagebuch, individuelle Literaturlektüre und Recherche, Inputs und Präsentationen der Studierenden, Diskussionen, begleitende kritische Reflexion der subjektiven Situiertheit der Forschenden.

ZIELE: In einem gemeinsam gestalteten Lernprozess sollen Studierende dazu befähigt werden,
(a) einen (individuellen Beitrag zum) gemeinsamen Forschungsschwerpunkt zu entwickeln,
(b) notwendige Schritte eines Forschungsvorhabens zu identifizieren, zu planen und umzusetzen,
(c) Daten mithilfe geeigneter Methoden zu erheben und auszuwerten,
(d) auf der Basis der Daten in einem reflektiven Forschungsprozess die eigene Argumentation zu entwickeln und (f) die Forschungsergebnisse wissenschaftlich und überzeugend schriftlich aufzubereiten.

THEORETISCHE HINTERGRÜNDE: „Ideologische Effekte erzeugt vom Basisapparat“ hieß der vom französischen Strukturalisten Jean-Louis Baudry 1970 (dt. Übers. 1993) verfasste grundlegende Text der Apparatustheorie, der sich vor allem auf Film bezog. Film, der zu so viel dienen könnte und doch meist nur Geschichten erzählt – auch in Dokumentationen. Dabei folgt er der zielgerichteten aristotelischen Narration mit steigender Spannung und Höhepunkt kurz vor dem Ende. Andere Erzählformen wie etwa zirkuläre gibt es kaum. Auch die einst von den russischen leninistischen Filmemachern kreierte „Montage der Attraktionen“ (Eisenstein 1979/1923) wurde längst von der kapitalistischen Werbung übernommen.
Die Kamera instrumentalisiert die Zentralperspektive (als Normalperspektive in Referenz auf welche ‚Normalität‘ auch immer), die eine europäische Erfindung der Frührenaissance (13. Jh.) ist und patriarchale Strukturen medial re/produziert. Nicht zuletzt genährt von künstlerischen Interventionen haben sich die fotografischen und filmischen Mittel über TV, Video und Neue Medien bis zu zeitgenössischen, gefilterten Bewegtbildern vielfältig weiterentwickelt, doch die soziokulturellen Strukturen und Ideologien des Globalen Nordens bleiben tief in sie eingeschrieben und werden weltweit verbreitet. Selbst der Anspruch der av-Medien, Realität zu zeigen, zu reproduzieren, produziert und konstruiert vielmehr medienspezifische Wirklichkeiten, deren Dechiffierung universell ‚gelernt‘ wurde. Inhalte, die unhinterfragt als natürlich aufgefasst werden, haben selten mit ‚Natürlichkeit‘ zu tun sondern mit eben der inskribierten Ideologie des ‚Westens‘ bzw. Globalen Nordens.
Früh schon begannen sich feministische Film- und Medienwissenschafter:innen (vgl Smelik 1999) mit den möglichen Subjektpositionen und Lesewegen zu beschäftigen (Mulvey 1975; Koch 1980; de Lauretis 1984, etc.). Kritik an den av-Medien kam immer mehr aus Schwarzen (Gaines 1988; hooks 1992 etc.) und queeren (Medhurst 1991; Simpson 1993 etc.) Positionen. Der Blick und das Schauen der Rezipient:innen wird bis heute ständig neu und doch den inskribierten Ideologien folgend konstruiert, die (ehemalige Kino-) Leinwand wurde zum Screen, der alles beherrscht (Silverman 1996).

Assessment and permitted materials

• Regelmäßige Mitarbeit und Anwesenheitspflicht (mind. 75%)
• Vorbereitung und gemeinsame Diskussion der Basistexte
• Individuelle und gruppenspezifische Aufgaben zur Planung (=Semester 1) und Umsetzung (>Semester 2) der Forschung als Gruppenprozess
• Führung eines Forschungstagebuchs
• Gegenseitige Unterstützung im Forschungsprozess (Gruppenarbeit) und Erfahrungstausch der Forschungspartner:innen samt Protokolleintrag dazu im Forschungstagebuch
• Präsentation und Diskussion der Gruppenarbeitsprozesse in der Lehrveranstaltung
• Entwicklung und schriftliche Ausarbeitung des Forschungsdesigns, das (möglichst) in Gruppenarbeit im Verlauf des 1. Teils des FOSEs erstellt wird.

Exposé für das Forschungsprojekt: pro Gruppenmitglied ca. 30.000 Zeichen inklusive Leerzeichen, Abgabe Ende Juni 2022

Minimum requirements and assessment criteria

Entwurf eines Forschungsprojektes: Recherche, thematische Fokussierung, Entwicklung von Forschungsfragen, Erarbeiten einer tragfähigen Struktur
Reflexionsfähigkeit zu Projekten, selbstreflektiertes Lernen der Studierenden.

Examination topics

Reading list

PFLICHTLEKTÜRE (wird im Moodle zu Verfügung gestellt):
° Baudry, Jean-Louis; dt. Gloria Custance; Siegfried Zielinsky (1993). Ideologische Effekte erzeugt vom Basisapparat. In: Eikon (Internationale Zeitschrift für Photographie und Medienkunst) 5/1993: 34-43 [Orig.: Effets ideologiques – produit par l’appareil de base. In: cinéthique 7/8 1970. Reprint in: Baudry, Jean-Louis: L’effet Cinéma. Paris: Albatros 1978]
° Silverman, Kaja (1996). The Treshold of the Visible World. London: Routledge
° Smelik, Anneke (1999). Feminist Criticism of Film. In: Cook, Pam; Bernink, Mieke (eds). The Cinema Book, second edition. London: British Film Institute, 353-365 ° Prokop, Sabine (2010). Bevor Big Brother kam. Über das Fernsehen am Ende des 20. Jahrhunderts. Band 16 Angewandte Kulturwissenschaften Wien. Hg. v. Manfred Wagner. Wien: Praesens [Auszüge

WEITERFÜHRENDE Literaturvorschläge (je nach Themenwahl der Studierenden zu ergänzen):
° Barthes, Roland; dt.v. Dietrich Leube (1985). Die helle Kammer. Bemerkung zur Photographie. Frankfurt/Main: Suhrkamp. [Orig.: La chambre claire. Note sur la photographie. Paris: du Seuil 1980]
° Eisenstein, Sergej M. (1979). Montage der Attraktionen. In: Albersmeier, Franz-Josef (Hg.). Texte zur Theorie des Films. Stuttgart: Reclam, 46-57 [Erstveröffentlichung in: Lef 3/1923: 70-75]
° Gaines, Jane (1988). White Privilege and Looking Relations: Race and Gender in Feminist Film Theory. In Screen 29 (4), 12-27
° hooks, bell (1992). Black Looks. Race and Representation. Boston: South End Press
° Koch, Gertrud (1980). Warum Frauen ins Männerkino gehen. In: Nabakowski, Gislind; Sander, Heike; Gorsen Peter (Hg.:innen).Frauen in der Kunst. Band I. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 15-29
° Lauretis, Teresa de (1987). Technologies of Gender. Essays on Theory, Film, and Fiction. Bloomington: Indiana University Press
° Lauretis, Teresa de (1984). Alice Doesn't. Feminism. Semiotics. Cinema. Bloomington: Indiana University Press
° Lévi-Strauss, Claude; dt.v. Hans Naumann (1968). Das Wilde Denken. Frankfurt/Main: Suhrkamp [La Pensée Sauvage. Paris: Plon 1962)
° Medhurst, Andy (1991). Batman, Deviance and Camp. In: Pearson, Roberta E.; Uricchio, William (eds.).The Many Lives of the Batman. Critical Approaches to a Superhero and his Media. London: BFI Publishing, New York: Routledge, 149-163
° Metz, Christian (1979). Probleme der Denotation im Spielfilm. In: Albersmeier, Franz-Josef (Hg.). Texte zur Theorie des Films. Stuttgart: Reclam, 324-373 [Orig. in: Essais sur la signification au cinemá I. Paris: Klincksieck 1968]
° Mulvey, Laura (1989). Afterthoughts on "Visual Pleasure and Narrative Cinema", inspired by King Vidor's Duel in the Sun (1981), Visual And Other Pleasures. London: Macmillan, 29-37
° Mulvey, Laura (1975). Visual Pleasure and Narrative Cinema. In: Screen 16(3) Autumn, 6-18
° Pasolini, Pier Paolo; dt.v.Reimar Klein (1979). Ketzererfahrungen ‚Empirismo eretico‘. Schriften zu Sprache, Literatur und Film. München, Wien: Hanser [Orig.: Empirismo eretico. Milano: Garzanti 1971]
° Simpson, Mark (1993). Male Impersonators. Men Performing Masculinity. London: Cassell
° Truffaut, François; dt.v. Enno Patalas und Frieda Grafe (1973). Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? München: Heyne [Orig.: Le cinèma selon Hitchcock. Paris: Laffont 1966]
° Vertov, Dziga (1979). „Kinoki – Umsturz“. In: Albersmeier, Franz-Josef (Hg.). Texte zur Theorie des Films. Stuttgart: Reclam, 24-38 [Erstveröffentlichung 1923]

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Last modified: Th 03.03.2022 14:28