240163 VS Urban spatial Practices - Governmentality, Fragmentation and Resistance (3.3.3) (2013S)

Im Mittelpunkt der LV steht der städtische öffentliche Raum, der hier nicht nur als Lebens- und Handlungs(spiel)raum betrachtet wird, sondern als ein Ort, an dem gesellschaftliche Aushandlungsprozesse stattfinden. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Räume von verschiedenen Achsen von Differenz und Alterität durchzogen sind, die sich häufig als Hierarchisierung von Raumstrukturen manifestieren. In theoretischer Hinsicht stützt sich die LV einerseits auf die "post-foucauldian governmentality studies", andererseits wird das Konzept der "contested spaces" herangezogen, wie es von Low und Lawrence-Zúñiga oder auch von Gupta/Ferguson entwickelt wurde. Gleichzeitig werden Konzeption und Nutzungsmöglichkeiten von Räumen auch im Hinblick auf die Interdependenz unterschiedlicher sozialer Kategorien verstanden. So erweist sich der städtische öffentliche Raum auch als ethnisch bzw. rassistisch segregierter Lebensraum, wie dies etwa im Begriff der "white governmentality"; seinen Ausdruck findet. Es werden also Ansätze der Urban Anthropology und der kulturanthropologischen Raum- und Globalisierungstheorien mit weiteren (interdisziplinären) Zugangsweisen verknüpft und für die anthropologische Forschung fruchtbar gemacht.
Relevant sind hier einerseits Ein- und Ausgrenzungen im Sinne räumlicher Governmentalität in bestimmten Vierteln und an spezifischen Orten, wie sie etwa durch Stadtplanung, Politik, aber auch AnwohnerInnen erfolgen. Themenbereiche sind hier Formen der sozialräumlicher Segregation, basierend auf unterschiedlichen Faktoren, ebenso zunehmende Tendenzen der "Fragmentierung" vor allem in außereuropäischen (Groß-)Städten, etwa die Abschottung bestimmter Stadtareale als "Gated Communities". In der Stadt wird das Zusammenleben aber auch insofern ausgehandelt, als sie der Ort ist, an dem widerständige Praxen zum Ausdruck gebracht werden. So finden sich hier vielfältige Strategien der Raumnahme, die als Gegenstrategien zu stadtpolitischen Maßnahmen und zur gouvernementalen Zurichtung der BewohnerInnen verstanden werden können. Dies wird ebenfalls anhand konkreter Beispiele analysiert.