Universität Wien

400019 SE Ontologien, Material(ismen), Realitäten - alte und neue radikale Theorien (2022S)

Continuous assessment of course work

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Details

max. 15 participants
Language: German

Lecturers

Classes (iCal) - next class is marked with N

Der Termin vom 2.6. entfällt. Die Inhalte werden am 23.6. nachgeholt.

  • Thursday 10.03. 13:15 - 14:45 C0628A Besprechung SoWi, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/6. Stock, 1010 Wien
  • Thursday 31.03. 13:15 - 16:30 C0628A Besprechung SoWi, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/6. Stock, 1010 Wien
  • Thursday 19.05. 16:45 - 18:15 C0628A Besprechung SoWi, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/6. Stock, 1010 Wien
  • Thursday 02.06. 13:15 - 16:30 C0628A Besprechung SoWi, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/6. Stock, 1010 Wien
  • Thursday 23.06. 09:45 - 20:00 C0628A Besprechung SoWi, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/6. Stock, 1010 Wien
  • Thursday 30.06. 13:15 - 14:45 C0628A Besprechung SoWi, NIG Universitätsstraße 7/Stg. III/6. Stock, 1010 Wien

Information

Aims, contents and method of the course

Der Vorschlag einer radikalen, neuen Theoriebildung kreist, ausgehend vom disziplinären Feld der Anthropologie in den letzten Jahren, v.a. um den Begriff des „Ontological Turn“, der Bezug nehmend auf die bereits länger zurückliegenden einschlägigen Arbeiten Phillipe Descolas und Eduardo Viveiros de Castros v.a. im Journal HAU debattiert wird. Mit dem Blick auf (vermeintlich?) nicht-westliche Konzepte und Gesellschaften erheben diese theoretischen Ansätze den Anspruch, zentrale, auch in anderen wissenschaftlichen Herangehensweisen wie in der Philosophie, der Sozial- und Kulturwissenschaft, der Linguistik, im historischen Materialismus etc., z.T. schon sehr lange und breit geführte Kontroversen um die Fragen, was Realität, Natur, Gesellschaft, Materie bzw. Materialitäten sind und bedeuten, auf fundamentale Art und Weise von einem Bezugspunkt außerhalb des eurozentrischen akademischen Kanons aufzubrechen und zu erneuern. Damit rückt, gegen positivistische bzw. empiristische Wissenschaftsparadigmen, auch die kritische Befragung der grundlegenden wissenschafts- und wissenstheoretischen Konzepte und Begriffe zurück in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung.
In dieser Hinsicht ist es eine spannende Herausforderung, die theoretischen Vorschläge des „Ontological Turn“ mit den Erkenntnissen und Befunden anderer wissenschaftstheoretischen Ansätze, z.B. mit alten und neuen Materialismen, feministischen Standorttheorien, dem Critical Realism (der ebenfalls von einem ‚ontological turn‘ spricht) etc. auf systematische Weise zu konfrontieren und auf eventuelle produktive Anknüpfungspunkte zu untersuchen. Offene Fragen und Problematiken, denen sich dieses Seminar widmen wird, sind u.a. folgende:
 Was verstehen diese Zugänge jeweils unter „Ontologie“? Welche Annahmen, was Realität ist (bzw. was Realitäten sind) stecken dahinter? Auf welchen theoretischen Ebenen finden diese Annahmen statt? Lassen sich überhaupt Ebenen oder Dimensionen identifizieren? Lassen sich diese unterschiedlichen Zugänge verknüpfen und hinsichtlich ihrer möglichen blinden Flecken komplementieren oder schließen sie sich wechselseitig aus?
 Wie verhalten sich Konzepte wie „fragmentierte Ontologien“, „Worlding“ und andere zu kritischen Begriffen von „Gesellschaft“, „Ideologie(n)“, „Materie“ bzw. „Materialismus“? An welchen Stellen verdecken jeweils diffuse Vorstellungen und Konzepte bessere und präzisere Erkenntnis?
 Wie lassen sich etablierte Fragestellungen innerhalb der wissenschaftlichen Auseinandersetzung, z.B. zum Verhältnis von Ontologie und Epistemologie bzw. Erkenntnis, zu Strukturen und agency, zur Frage des Verhältnisses von Theorie(n) und Praxis(formen) , zum Verhältnis von Praxis und Apparaten, zum Verhältnis von Materie und Bewusstsein (oder anderen Formen von Materialitäten?), zum Verhältnis verschiedener (oder mangelnder) Konzepte von Herrschaft und Macht auf die Debatte des „Ontological Turn“, beziehen? Ist so ein Bezug, z.B. in Form von komplex verstandenen Übersetzungsweisen, „Ökologien des Wissens“, alternativer Tiefenströmungen innerhalb europäischer Denktraditionen etc. überhaupt sinnvoll und möglich, oder liegt der Ontological Turn quer zu all diesen Debatten, und ist bereits diese Frage selbst ein Ausdruck von Macht- und Herrschaftsverhältnissen?
 Wie beziehen sich diese Zugänge und Debatten auf sogenannte „real world problems“ und was verstehen sie darunter? Handelt es sich dabei überhaupt um „Probleme“ und sind sie auf diese Weise angemessen darstellbar? Was sind Gesellschaft-Natur-Verhältnisse? Was ist in diesem Zusammenhang Gesellschaft, was Natur, wie sind sie konzipiert? Was bedeuten die Konzepte Person/Subjekt, Handlung, das Politische, Veränderung? Was ist Macht, was ist Befreiung? Welche Rolle spielt das Konzept der Kritik, oder hat es ausgedient?

Methode:
Lektüre ausgewählter Texte und Diskussion

Assessment and permitted materials

Lektüre der bereitgestellten Texte, Aufbereitung von 1-2 Texten für die gemeinsame Diskussion (ob 1 oder 2 ist abhängig von Länge und Schwierigkeitsgrad)
Aktive Beteiligung an den Diskussionen
Abschlussarbeit

Minimum requirements and assessment criteria

Alle Anforderungen müssen erfüllt sein.
Notenschlüssel:
46-50 Punkte 1
40-45 Punkte 2
34-39 Punkte 3
26-33 Punkte 4
bis 25 Punkte 5

Examination topics

Lektüre der bereitgestellten Texte (30%)
Diskussionsbeteiligung (10%)
Aufbereitung von 1-2 Texten für die Diskussion (30%)
Abschlussarbeit (30%)

Reading list

Eine erste Auswahl:
Bhaskar, Roy. 1998. The Possibility of Naturalism. A Philosophical Critique of the Contemporary Human Sciences. London: Routledge. (Kapitel 1)
Blaser, Mario. 2014. Ontology and Indigeneity: on the Political Ontology of Heterogeneous Assemblages. In: cultural geographies 2014, Vol 21(1) 49– 58. DOI: 10.1177/1474474012462534
Buch-Hansen, Hubert / Peter Nielsen. 2020. Critical Realism. Basics and Beyond. London: Red Globe Press. (Kapitel 3, ev. auch Kapitel 2)
Descola, Philippe. 2014. Modes of being and forms of predication. In: Hau: Journal of Ethnographic Theory 4 (1): 271-280.
Holbraad, Martin and Morten Axel Pedersen. 2017. The Ontological Turn: An Anthropological Exposition. Cambridge et al.: Cambridge University Press.
(Einleitung und Kapitel 1 – bis S. 68, ev. auch Schlusskapitel)
Hoppe, Katharina und Thomas Lemke. 2015. Die Macht der Materie. Grundlagen und Grenzen des agentiellen Realismus von Karen Barad. In: Soziale Welt 66 (3): 261-279.
Kohn, Eduardo. 2015. Anthropology of Ontologies. In: Annu. Rev. Anthropol. 2015. 44:311–27. DOI 10.1146/annurev-anthro-102214-014127
Law, John. 2011. What’s Wrong with a One-World World. Presentation Center for the Humanities, Wesleyan University, Middletown, Connecticut on 19th September, 2011. Pp. 1-13. http://www.heterogeneities.net/publications/Law2011WhatsWrongWithAOneWorldWorld.pdf
Porpora, Douglas. 2015. Reconstructing Sociology. The Critical Realist Approach. Cambridge: Cambridge University Press. (Kap. 4 und 5)
Sayer, Andrew. 2004. Why critical realism? In: Steven Fleetwood and Stephen Ackroyd (eds.), Critical Realist Applications in Organisation and Management Studies. London: Routledge. 6-20.

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Last modified: Su 29.05.2022 07:50