400024 SE SE Theory for Doctoral Candidates (2011S)

Im Mittelpunkt der Gastprofessur stehen grundlegende methodologische und methodische Fragen, die mit der empirischen Analyse sozialer Praktiken verknüpft sind. Praxistheoretische Ansätze arbeiten mit einer weit reichenden These: Die Regelmäßigkeit von Verhaltensweisen, die Geordnetheit sozialen Geschehens und die Strukturiertheit sozialer Beziehungen, alle diese Grundmerkmale des Sozialen werden in und durch soziale Praktiken hervorgebracht. Diese Generalthese wird mal mehr, mal weniger explizit und stringent von einem ganzen Bündel durchaus heterogener sozialwissenschaftlicher Ansätze und Autoren verfolgt. Es reicht von den Arbeiten Goffmans und der Ethnomethodologie über die Eliassche Figurationssoziologie, die Akteur-Netzwerk-Theorie, die Strukturierungstheorie von Giddens bis hin zur Praxeologie Bourdieus. Mit ihrer Konzentration auf die sozialen Praktiken positionieren sich diese Zugänge zugleich in kritischer Distanz sowohl zu objektivistischen, holistischen und kollektivistischen Vokabularen, die das Soziale mit Systemen, Strukturen und Funktionen identifizieren, als auch zu Sichtweisen, die das Soziale aus dem Zusammenspiel individueller Handlungsmotive und Interaktionen ableiten. In den Lehrveranstaltungen soll die praxissoziologische Perspektive in Auseinandersetzung mit ihren wichtigsten Vertretern rekonstruiert und mit Bezug auf die empirischen Forschungen der TeilnehmerInnen als Verfahren der Praxeologisierung der entsprechenden Gegenstandsbereiche eingeführt werden.