Universität Wien

400029 SE SE Theory for Doctoral Candidates (2011W)

Wissenschaft als soziales Feld und die ernsten Spiele der Männer oder : Bourdieus Soziologie der Praxis als Aufforderung zur Selbst-Reflexivität

Continuous assessment of course work

Datum: 03.10.2011 bis 07.10.2011
16.30-18.00 Uhr
Ort: Institut für Höhere Studien, Stumpergasse 56, 1060 Wien, Seminarraum Soziologie, 1. Stock
Anmeldung: iris.troppert@ihs.ac.at

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Language: German

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Currently no class schedule is known.

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Aims, contents and method of the course

Mit seinem Konzept der sozialen Felder hat Pierre Bourdieu ein Analyse-Werkzeug entwickelt, das besonders gut geeignet ist, die verschiedenen Bereiche der kulturellen Produktion sozialwissenschaftlich aufzuschließen. Mit diesem Konzept stellt Bourdieu einen Lösungsvorschlag für ein schwieriges theoretisches Problem vor: Wie kann man theoretisch fassen, dass die Produktion kultureller Objekte Werke der Literatur, der bildenden Kunst, der Religion, der Wissenschaft usw. einerseits einer eigenen inneren Logik und Dynamik verpflichtet ist, andererseits aber auch von ihren historischen Bedingungen und ihrem gesellschaftlichen Kontext her verstanden werden kann? Das Konzept der sozialen Felder soll im Seminar exemplarisch am Fall des wissenschaftlichen Feldes erarbeitet werden, auf der Basis und mit dem Material empirischer Untersuchungen, die ich zusammen mit Sandra Beaufaÿs durchgeführt habe. Diese Untersuchungen gingen der Frage nach, wie es kommt, dass selbst über 100 Jahre, nachdem Frauen in Europa zu einem Universitätsstudium und dann, etwas zeitversetzt, auch zur wissenschaftlichen Laufbahn zugelassen wurden, die akademische Welt noch eine Männerwelt ist. Damit kommen Bourdieus theoretische Überlegungen noch von einer anderen Seite her ins Spiel, nämlich mit seiner Skizze zur männlichen Herrschaft. Diese Skizze hat Bourdieu massive Kritik eingetragen; darauf wird einzugehen sein. Mit beiden
Aspekten von Bourdieus Soziologie sollen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars auseinander setzen und zugleich einen Einblick in die Möglichkeiten der empirischen Arbeit mit diesen Denkwerkzeugen, wie Bourdieu sie nannte, erhalten. Es geht also zum einen um eine Einführung in Bourdieus Soziologie, zum andern um das Ausprobieren der damit möglichen empirischen Zugänge in der Sozialforschung. Die Vorstellung der eigenen Arbeiten der Seminarteilnehmerinnen und -teilnehmer und die Exploration der vorgestellten Denkwerkzeuge in diesem Rahmen sind ausdrücklich erwünscht.

Assessment and permitted materials

Minimum requirements and assessment criteria

Examination topics

Reading list

Literatur zur Vorbereitung auf die Lehrveranstaltung

Beaufaÿs, Sandra. 2003. Wie werden Wissenschaftler gemacht? Beobachtungen zur wechselseitigen Konstitution von Geschlecht und Wissenschaft. Bielefeld: Transcript, S. 25-59, 113-161.

Bourdieu, Pierre. 1997a. Die männliche Herrschaft, in Irene Dölling und Beate Krais (Hg.), Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 153-217.

Bourdieu, Pierre. 1997b. Eine sanfte Gewalt. Pierre Bourdieu im Gespräch mit Irene Dölling und Margareta Steinrücke, in Irene Dölling und Beate Krais (Hg.), Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 218-230 (optional).

Bourdieu, Pierre. 1998. Für eine Wissenschaft von den kulturellen Werken. In: Pierre Bourdieu, Praktische Vernunft. Zur Theorie des Handelns. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 56-90.

Bourdieu, Pierre. 2009/1971. Eine Interpretation der Religion nach Max Weber, in Pierre Bourdieu, Religion. Schriften zur Kultursoziologie 5, hg. von Franz Schultheis und Stephan Egger. Konstanz: UVK, S. 7-29.

Fowler, Bridget. 2007. Pierre Bourdieus Die männliche Herrschaft lesen: Anmerkungen zu einer intersektionellen Analyse von Geschlecht, Kultur und Klasse, in Ulla Bock, Irene Dölling und Beate Krais (Hg.). Prekäre Transformationen. Querelles-Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung 2007. Göttingen: Wallstein, S. 141-175 (optional).

Krais, Beate. 1996. The Academic Disciplines: Social Field and Culture of the Discipline, in David Sciulli (Hg.), Normative Social Action: Crossnational and Historical Approaches. Greenwich: JAI Press. S. 93-111 (optional).

Krais, Beate. 2004. Soziologie als teilnehmende Objektivierung der sozialen Welt: Pierre Bourdieu, in Stephan Moebius, Lothar Peter (Hg.), Französische Soziologie der Gegenwart. Konstanz: uvk/utb, S. 171-210.

Krais, Beate. 2010. Das Projekt Gleichstellung in der Wissenschaft. Anmerkungen zu den Mühen der Ebenen, in Carola Bauschke-Urban, Marion Kamphans und Felicitas Sagebiel (Hg.), Subversion und Intervention. Wissenschaft und Geschlechter(un-)ordnung. Opladen/Farmington Hills: Barbara Budrich, S. 23-45.

Krais, Beate. 2010. Das wissenschaftliche Feld und die Ordnung der Geschlechter, in Regula Leemann und Heidi Stutz (Hg.), Forschungsförderung aus Geschlechterper-spektive. Zugang, Bedeutung und Wirkung in wissenschaftlichen Laufbahnen. Zürich: Rüegger, S. 19-38.

Meuser, Michael. 2010. Geschlecht und Männlichkeit. Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster (3. Aufl.). Wiesbaden: VS-Verlag, S. 121-134, 186-216, 296-303 (optional).

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Last modified: Fr 31.08.2018 08:58