Universität Wien

100102 PS Sprachgebrauch: Jedem Hauptmann seine Nebenfrau? (2010S)

postfeministische Definitionsohnmacht im Deutschen

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 40 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 11.03. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
  • Donnerstag 18.03. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
  • Donnerstag 25.03. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
  • Donnerstag 15.04. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
  • Donnerstag 22.04. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
  • Donnerstag 29.04. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
  • Donnerstag 06.05. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
  • Donnerstag 20.05. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
  • Donnerstag 27.05. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
  • Donnerstag 10.06. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
  • Donnerstag 17.06. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)
  • Donnerstag 24.06. 17:15 - 18:45 (ehem.Übungsraum 4 Germanistik Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 5)

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Nach fast 40 Jahren Gleichberechtigung der Frau zum „weiblichen Menschen“ und damit der Etablierung eines eigenen Personenstandes zeigen Wörterbücher und die Sprache der Medien, dass der Einfluss feministischer Sprachkritik bzw. gendersymmetrischer Repräsentation des Menschlichen nicht allzu groß sind. Die Verwendung der Anrede „frau“ statt „fräulein“, die Einführung von gebräuchlichen geschlechtersymmetrischen Berufs- und Funktionsbezeichnungen und die eingeschränkte Verwendung des Indefinitpronomens „frau“ im Vergleich zu „man“ können als Erfolge gesehen werden.Viele andere Personenbezeichnungen, die Weibliches und Männliches noch immer unterschiedlich beschreiben wie z.B. „gouvernante : gouverneur“ oder „vorstandsdame : vorstand“, blieben unberücksichtigt.
Warum ist es nicht mit der alleinigen Einführung von gängigen Berufsbezeichnungen getan? Welche metasprachlichen Strukturen bestimmen trotz oberflächlicher Sprachveränderung die Lexik unserer Alltags- und Wissenschaftssprache? Welche impliziten geschlechtsspezifischen Zu-, Neben- und Unterordnungen weist das Sprachsystem im Deutschen auf, dass selbst gängigere Berufsbezeichnungen auf den zweiten Blick asymmetrisch sind und dem weiblichen Personenstatus widersprechen?

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Proseminar mit Vorträgen und Diskussion sowie prüfungsimmanentem Charakter
Anforderungen: Referat und schriftliche Proseminararbeit im Umfang von 10-15 Seiten

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Die Ziele dieses Proseminars sind: Die Analyse und Dekonstruktion der androzentrischen und teilweise sexistischen Versprachlichung des Menschlichen in den Wörterbüchern, das mit dem heterosexuell Männlichen zusammenfällt, anhand konkreter Lemmata. Das Resultat sollen konkrete Vorschläge bzw. Neudefinitionen von den untersuchten androzentrischen Lemmata sein. Diese werden aufgrund lexikologischer und lexikografischer Vorgehensweisen unter dem Gesichtspunkt eines Menschenkonzeptes, das phänomenologisch alles Menschliche und nicht nur „das Männlich-Menschliche“ mit einschließt, erarbeitet.
Des weiteren sollen syntaktische Problemfelder wie etwa die Bevorzugung des Maskulinums in der Genus-Sexus-Kongruenz von maskulinen Personenbezeichnung und das Auseinanderdriften des grammatischen mit dem natürlichen Geschlecht analysiert werden. Neben diesen sollen auch die Meliorisierung des Männlichen bzw. die Pejorisierung des Weiblichen oder Hierarchisierungen in semantischen Relationen wie z.B. von mensch : mann/frau aus gendersymmetrischer Sicht analysiert und dekonstruiert werden.

Prüfungsstoff

Die methodologischen Grundlagen des Seminars bilden empirische For­schun­gen im Bereich der Sprachwissenschaft aus feministischer und gendersymmetrischer Sicht sowie philo­sophi­sche Grundlagen der Geschlechtertheorie. In einem ersten Schritt wird eine kritische Leseweise und Rezeption der traditionellen sprachwissenschaft­lichen Literatur zum Thema Genus, Morphologie und Semantik und Feministischer Linguistik sowie der internationalen For­schungs­literatur zum Thema Feminismus, Maskulinismus, Gendertheorie und Queer Studies in Bezug auf das Sprachsystem und den Sprach(ge)brauch analysiert. Diese Kriterien dienen in einem zweiten Schritt als Grundlage für eine gendersymmetrische Kritik an ausgewählten grammatischen, syntaktischen bzw. morpho-semantischen Problemfeldern sowie an der Lexikalisierung von geschlechterrelevanten Lemmata

Literatur

BRAUN, Christina von / (Hginn.) Gender@Wissen: ein Handbuch der Gender-Theorien. 2., überarb. und erg. Aufl. Köln, Wien (u.a.) 2009.
BRAUN, Christina von / Inge STEPHAN (Hginn.) (2000): Gender-Studien. Eine Einführung. Stuttgart, Weimar.
BREINER, Ingeborg (1996): Die Frau im deutschen Lexikon. Eine sprachpragmatische Untersuchung. Edition Praesens. Wien.
BUSSMANN, Hadumod / HELLINGER, Marlis (Hginn.)
(2001-03):Gender across languages : the lin­guistic representation of women and men. 3 Bde. Amsterdam.
BUSSMANN, Hadumod /HOF, Renate (Hginn.) (1995): Genus ソ zur Geschlechter­differenz in den Kulturwissenschaften. Stuttgart (= Kröners Taschenbuch­ausgabe Bd. 492).
BUTLER, Judith (2003): Das Unbehagen der Geschlechter. Suhrkamp. Frankfurt/Main.
DOLESCHAL, Ursula (2002): Das generische Maskulinum im Deutschen. Ein historischer Spaziergang durch die deutsche Grammatikschreibung von der Renaissance bis zur Postmoderne. In: Linguistik online 11,2/02.
EICHHOFF-CYRUS, Karin M. (Hgin.) (2004): Adam, Eva und die Sprache. Beiträge zur Geschlechterforschung. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag (=Thema Deutsch, Bd. 5)
HトBERLIN, Susanna / Rachel SCHMID / Eva Lia WYSS (1992): ワbung macht die Meisterin. Ratschläge für einen nichtsexistischen Sprachgebrauch.1. Aufl. München.
KARGL, Maria / Karin WETSCHANOW / Nela PERLE / Ruth WODAK (1997): Kreatives Formulieren. Anleitungen zu geschlechtergerechtem Sprachgebrauch. Wien (= Schriftenreihe der Frauenministerin, Bd. 13).
KLAAS MEILIER, Brigitta (1992): Sprachkurs feministisch. Zürich, München.
KヨPCKE, Klaus Michael / David ZUBIN
(1986): Gender and Folk Taxonomy: The Indexical Relation Between Gram­matical and Lexical Categorization. S. 139ソ180. In: CRAIG.
(1997): Sechs Prinzipien für die Genuszuweisung im Deutschen: Ein Bei­trag zur natürlichen Klassifikation. [aus: Linguistische Berichte, 93/­1984. S. 26-50]. In: SIEBURG.
KRAMARAE, Cheris/ Paula A. TREICHLER (1992): Amazons, Bluestockings and Crones. A Feminist Dictionary. Pandora Press. London.
LANSKY, Georgine (1989): Präferenz der Geschlechter in verschiedenen Spra­chen. Kongruenz des Genus zwischen zusammengesetzter Nomi­nal­phrase und Prädikativ. S. 235-241. In: BERNARD / KLUGS­BERGER / WIT­HALM.
LEISS, Elisabeth
(1984): Das Lexikon ist keine Enzyklopädie. Antwort auf J. Ziegler. S. 74-84. In: Linguistische Berichte, 93/84.
(1994): Genus und Sexus. Kritische Anmerkungen zur Sexualisierung von Gram­matik. S. 281-300. In: Linguistische Berichte, 152/94.
PASERO, Ursula / WEINBACH, Christine (Hginn.) (2003): Frauen, Männer, Gender Trouble. Systemtheoretische Essays. 1. Auflage. Suhrkamp. Frankfurt/M
PASERO, Ursula/ Friederike BRAUN (Hginn.) (1993): Frauenforschung in universitären Disziplinen. Man räume ihnen Kanzeln und Lehrstühle ein... Opladen (= Beiträge zur Politik und Sozialwissenschaft Bd. 5).
POBER, Maria (2007): Gendersymmetrie. ワberlegungen zur geschlechtersymmetrischen Struktur eines Genderwörterbuches im Deutschen. Königshausen & Neumann, Würzburg.
PUSCH, Luise F. (1983): (Hgin.). Feminismus. Inspektion der Herrenkultur. Ein Handbuch. Suhrkamp. Frankfurt/M.
PUSCH, Luise F. (1990a): Alle Menschen werden Schwestern. Feministische Sprachkritik. Suhrkamp. Frankfurt/M.
SAMEL, Ingrid (2000): Einführung in die feministische Sprachwissenschaft. 2. überarb. und erw. Aufl. Berlin.
SIEBURG, Heinz (Hger.) (1997): Sprache. Genus / Sexus. Frankfurt/M. Ber­lin, Bern, New York, Paris, Wien.
VILLA, Paula-Irene: Judith Butler. Frankfurt am Main. 2003 (=Campus Einführungen)
YAGUELLO, Marina
(1992): Les mots et les femmes. Essai d'approche socio-linguistique de la Con­di­tion féminine. Paris. (1989): Le sexe des mots. Point Virgule. Belfond.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

(I 1233, I 2900)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:32