Universität Wien

100230 PS SpraWi: Gendern im Gegenwind (2023W)

Wie kann die sprachlich normierte Geschlechterhierarchie der Ciswelt abgelöst werden?

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 - Deutsche Philologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 03.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 10.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 31.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 07.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 14.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 21.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 21.11. 18:30 - 20:00 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 28.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 05.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 05.12. 18:30 - 20:00 Seminarraum 1 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 12.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 09.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 16.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 23.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3
  • Dienstag 30.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 2 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 3

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Es weht ein rauer Wind – das Gendern aller Mensch:innen wird von konservativer Seite nicht mehr nur kritisiert, sondern mit Petitionen bzw. mit Verboten belegt. Das ist neu. Zumal Gendern bis heute nicht verpflichtend ist und auch nicht zwingend vorgeschrieben wird, denn das alles sind Empfehlungen, die in der Regel auch nicht geahndet werden. Insofern erstaunt der kürzlich in Kraft getretene Erlass der niederösterreichischen Landesregierung doch. Er beinhaltet ein Ja zur binär-geschlechtersymmetrischen Repräsentation im Landesdienst, schließt aber dezidiert eine genderrepräsentative Schreibweise aus, also alle Non-Binären.

Indirekt wird durch diese geschlechtersymmetrische Umsetzung, vorzugsweise Paarformen wie etwa Direktorinnen und Direktoren ein wichtiges linguistisches Prinzip unterlaufen, das der Kürze. Denn auch das Binnen-I, eine sehr ökonomische Möglichkeit zur Beidnennung DirektorInnen wird in diesem Erlass untersagt. Die Verwendung von genderinklusiven Zeichen wie Genderstern, Gendergap und Genderdoppelpunkt werden gesetzlich geahndet, von Abmahnungen bis zu Geldstrafen. Auch in anderen europäischen Ländern hagelt es Verbote wie etwa in Frankreich. Dort verbot der Bildungsminister Jean-Michel Blanquer die genderinklusive Schreibweise mit dem Mediopunkt in Schulen und in seinem Ministerium mit der Begründung, diese sei zu komplex für Kinder mit besonderem Lernbedarf oder für solche mit einer Dislexie.

Gendern, so die Gegner:innen, widerspräche neben anderen Argumenten der deutschen Grammatik, denn das grammatische Geschlecht habe nichts mit dem biologischen zu tun. Obwohl viele Studien das Gegenteil beweisen und es sich bei Sprache immer auch um eine Darstellung der Wirklichkeit handelt, wird von den gegnerischer Seite so getan, als verändere sich weder die Welt, noch die Sprache. Der Wortschatz von heute ist aber maßgeblich von einer präfeministischen Zeit geprägt, in der die Frau und alle Non-Binären noch keinen vollen menschlichen Personenstatus innehatten und daher als vollwertige Mensch:innen inexistent waren.

Aus diesem Spannungsfeld ergeben sich folgende Ziele dieses Proseminars: Die feministische, genderkritische und postkoloniale Analyse und Dekonstruktion des heteromänn:lich Mensch:lichen innerhalb aller Personenbezeichnungen, die Nationen, Ethnien und bestimmte Gruppen, aber auch Geschlechter/Sexualitäten bzw. Geschlechtsidentitäten betreffen, stehen daher im Mittelpunkt. Auf konzeptioneller Ebene werden metasprachliche Katgeorien, Hierarchien inkl. heteromaskuliner Hegemonie wie belebt - unbelebt, mensch:lich - tierisch, männ:lich - weib:lich miteinbezogen. Konkret betrifft das die Analyse präfeministischer Personenreferenzen unter Einbezug des Plurizentrismus (Nomen, Pronomen und Adjektiva), die auf einer heteromaskulin bestimmten Binarität beruht und sich auch in grammatischen Regularitäten manifestiert.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen aus dem Angebot der SPL10 sind grundsätzlich anwesenheitspflichtig. Maximal zweimaliges Fehlen ist erlaubt. Eine konsequenzlose Abmeldung ist bei wöchentlichen Lehrveranstaltungen bis vor der dritten LV-Einheit möglich, bei 14-tägigen Lehrveranstaltungen und Blöcken bis vor dem zweiten Termin.

Schriftliche Beiträge aller Lehrveranstaltungstypen der SPL 10 können einer automatischen Plagiatsprüfung unterzogen werden; dazu zählen insbesondere Arbeiten der Pro-, Bachelor- und Masterseminarstufe, aber auch Lehrveranstaltungsprüfungen (z.B. Vorlesungsprüfung) und Teilprüfungen (z.B. Zwischentest, 'Hausübungen').

Umfang der Abschlussarbeiten: Proseminararbeiten 15 Seiten Haupttext

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

- regelmäßige Anwesenheit (max. 2 unentschuldigte Absenzen)
- Mitarbeit/aktive Beteiligung an den Diskussionen
- Referat (freier Vortrag, Power-Point-Präsentation und/oder Handout)
- Proseminar-Arbeit (Umfang: 15 Seiten Fließtext mit 1,5 Zeilenabstand)
- Abgabetermin: 15. März 2024

Prüfungsstoff

- Feministische/Maskulinistische Theorie, Gendertheorie, Diversity und Queer Studies, Dekoloniale und postkoloniale Theorie
- Feministische Linguistik, Genderlinguistik und Queerlinguistik
- Lexikologie/-graphie, Semantik/Wortbildung
- Grammatik
- Plurizentrismus
- linguistische Argumentation auf Basis oben genannter Theorien und Bewegungen

Literatur

wird in der LV bekanntgegeben

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 03.11.2023 16:47