Universität Wien

230023 WS Gesellschaftsdiagnosen: Soziologie der Literatur und Zeitdiagnose (2023W)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 23 - Soziologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 26 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 05.10. 11:30 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 19.10. 11:30 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 16.11. 11:30 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 30.11. 11:30 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 14.12. 11:30 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock
Donnerstag 18.01. 11:30 - 14:45 Inst. f. Soziologie, Seminarraum 2, Rooseveltplatz 2, 1.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Im Seminar soll die Frage diskutiert werden, ob die Soziologie die Deutungshoheit über die Gesellschaft hat oder ob diese durch Literatur ergänzt werden sollte. Die Entstehungsjahre der Soziologie waren bereits von einem Konflikt mit der Literatur geprägt. Die Soziologie hat sich hier zwar durchgesetzt, der soziologische Gehalt von literarischen Werken darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden. In dieser Lehrveranstaltung zu Gesellschaftsdiagnosen soll das diagnostische Potential von literarischen Texten ausgelotet werden. Hierfür soll an einer Art von Texten analytisch gearbeitet werden, die im Hinblick auf den Klimawandel als diagnostisch oder gar prognostisch gelten (was literaturimmanent häufig als Utopie oder Dystopie verhandelt wird): die auch als Cli-Sci bezeichnete fiktionale Literatur der Climate Fiction. Werke wie „Solar“ von Ian McEwan oder „Ministerium für die Zukunft“ von Kim Stanley Robinson, sollen daraufhin befragt werden, welche Bedeutung des Klimawandels hier individuell, d.h. für einzelne Charaktere, oder gesellschaftlich, d.h. für konfligierende Gruppen oder das Gesamtgefüge konstruiert wird. Für eine fachliche Auseinandersetzung mit der Literatur wird die Seminardiskussion durch Grundlagentexte zur Soziologie der Literatur ergänzt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Im Zentrum des Seminars soll das Lesen, Interpretieren und gemeinsame Diskutieren von literarischen Texten aus dem Genre der Climate Fiction stehen. Für diese Texte hat die Seminarleitung eine Vorauswahl getroffen, die in der ersten Sitzung vorgestellt wird; gleich in diese Sitzung mitgebrachte Vorschläge der Seminarteilnehmer:innen sind willkommen und werden zusätzlich oder alternativ ins Programm aufgenommen. Die Studierenden werden in Kleingruppen jeweils ein Werk intensiver bearbeiten, um dessen gesellschaftsdiagnostisches und/oder zukunftsprognostisches Potential zu erschließen. Anhand ausgewählter Lesestellen soll die Möglichkeit gegeben sein, alle exemplarischen Werke so gut kennenzulernen, dass in den Seminardiskussionen gemeinsam werkübergreifend über die Bedeutung (meaning) des Klimawandels gesprochen und die Relevanz von Literatur (gegenüber anderen Diskursbeiträgen) für die kommunikative Konstruktion von Wirklichkeit herausgearbeitet werden kann.
Für jede Sitzung ist Kleingruppenarbeit - in Form von Lesezirkeln und/oder Interpretationsgruppen - vorgesehen, die in eine Ergebnispräsentation und offene Diskussion münden soll. Hier werden die Studierenden aufgefordert, auch weitere Literatur zum Thema zu suchen und diese mit den Werken zu verknüpfen.
Da die Studierenden während des Semesters immer wieder Texte lesen, erschließen und präsentieren müssen, wird die Hälfte der Seminarleistung bereits in den Seminarsitzungen geleistet. Die Studierenden entscheiden in einer Seminardiskussion, ob sie die andere Hälfte ausschließlich mit einer individuell zu erbringenden Reflexionsarbeit oder zum Teil auch durch eine teilöffentliche Schlusspräsentation innerhalb des Institutsprojekts erbringen wollen. In dieser soll versucht werden, auf Grundlage eines oder mehrerer Werke aus dem Genre der Climate Fiction, eigene Gedanken zur Frage zu formulieren, inwiefern Literatur einen Beitrag zur Analyse von Sinnkonstruktionen zum Klimawandel leisten kann.
- Zweiwöchentliches Lesen der Texte
- Anwesenheit in der Einheit (80% Anwesenheitspflicht - einmalige Abwesenheit gestattet)
- Mitarbeit in den Einheiten (Kleingruppenarbeit) und aktive Teilnahme an den Diskussionen - ggf Mitarbeit bei der Vorbereitung und Durchführung der Schlusspräsentation
- Verfassen einer Reflexion auf Grundlage der Zusammenarbeit über das Semester

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Anwesenheitspflicht (max. eine Sitzung darf verpasst werden)

Beteiligung an:
Interpretationsgruppen, Plenardiskussionen (25%)
Gruppenreferat (25%)
Institutsöffentliche Schlusspräsentation (25%)
Abschlussreflexion (25%)

Hinweis der SPL Soziologie:
Die Erbringung aller Teilleistungen ist Voraussetzung für eine positive Beurteilung, wenn nicht explizit etwas anderes vermerkt wurde.

Die Verwendung von KI-Tools (z. B. ChatGPT) für die Produktion von Texten ist nur dann erlaubt, wenn dies von der Lehrveranstaltungsleitung ausdrücklich gefordert wird (z. B. für einzelne Arbeitsaufgaben).

Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann die Lehrveranstaltungsleitung ein "Notenrelevantes Gespräch" (Plausibilitätsprüfung) der abgegebenen schriftlichen Arbeit vorsehen, das erfolgreich zu absolvieren ist.

Alle Studierenden, die einen Lehrveranstaltungsplatz erhalten haben, sind zu beurteilen, sofern sie sich nicht zeitgerecht abgemeldet haben oder unverzüglich nach Wegfall des Hindernisses einen wichtigen Grund für die Nichtdurchführung der Abmeldung glaubhaft machen.
Bei Vorliegen eines solchen Grundes (zB eine längere Erkrankung) kann d* Studierende auch nach Ablauf der Frist von der LV abgemeldet werden.
Über das Vorliegen eines wichtigen Grundes entscheidet die Lehrveranstaltungsleitung. Der Antrag auf Abmeldung ist unverzüglich zu stellen. Wurde eine Teilleistung erschlichen, d.h. etwa bei einer Prüfung oder einem Test geschummelt, bei einer schriftlichen Arbeit plagiiert oder auch Unterschriften auf Anwesenheitslisten gefälscht, wird die gesamte Lehrveranstaltung als "nicht beurteilt" gewertet und entsprechend erfasst.
Dies uns weitere Bestimmungen finden sie im studienrechtlichen Satzungsteil: https://satzung.univie.ac.at/studienrecht/.

Wenn Sie eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung bereits dreimal negativ absolviert haben und sich für einen vierten Antritt anmelden wollen, kontaktieren Sie bitte die StudienServiceStelle Soziologie (vgl: Zusatzinformation "Dritte Wiederholung bei prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen" https://soziologie.univie.ac.at/info/pruefungen/#c56313)

Im Zuge der Beurteilung kann eine Plagiatssoftware (Turnitin in Moodle) zur Anwendung kommen.

Prüfungsstoff

wird in der Lehrveranstaltung bekannt gegeben

Literatur

Amlinger, Carolin. 2022. „Literatur als Soziologie: Autofiktion, soziale Tatsachen und soziologische Erkenntnis“. S. 43–65 in Autosoziobiographie, Abhandlungen zur Literaturwissenschaft, herausgegeben von E. Blome, P. Lammers, und S. Seidel. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
Craps, Stef, und Rick Crownshaw. 2018. Introduction: The Rising Tide of Climate Change Fiction. Studies in the Novel 50(1):1–8.
Farzin, Sina. 2019. Climate change fiction: spekulative (Sozial-) Wissenschaft und literarische Fiktion. In: Samland, Ute; Henkel, Anna. 10 Minuten Soziologie: Bewegung. Bielefeld: transcript Verlag.
Farzin, Sina. 2019. „Literatur als Quelle und Methode soziologischer Zeitdiagnose“. S. 137–48 in Deutungsmacht von Zeitdiagnosen. Bd. 189. Bielefeld: Transcript Verlag.
Ghosh, Amitav. 2016. Amitav Ghosh: Where Is the Fiction about Climate Change?. The Guardian, Oktober 28.
Herold, Emanuel, Sina Farzin, und Susan M. Gaines (Fms). 2016. „Between Fact and Fiction: Climate Change Fiction“. Science Fiction Studies 43(3):609–11.
Hörisch, Jochen. 2022. Poesie und Politik: Szenen einer riskanten Beziehung. 1. Auflage. München: Hanser.
Mozetič, Gerald; Helmut Kuzmics. 2003. Literatur als Soziologie: zum Verhältnis von literarischer und gesellschaftlicher Wirklichkeit. Konstanz: UVK, Univ.-Verl. Konstanz.
Neuhaus, Stefan. 2007. Literatur als Skandal: Fälle - Funktionen - Folgen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Rahmstorf, Stefan. 2022. »Climate Fiction«: Wie wir uns die Klimazukunft besser vorstellen können. Der Spiegel, September 17.
Schneider-Mayerson, Matthew. 2018. The Influence of Climate Fiction. Environmental Humanities 10(2):473–500.
Schütz, Alfred (2013): Soziologische Aspekte der Literatur. ASW Band VIII: Schriften zur Literatur- Konstanz: UVK, S. 267-271
Windfuhr, Manfred. 2003. „Phantastische Szenarios nach Atomkriegen. Arno Schmidts prognostische Texte“.
Wolting, Monika. 2022. „Climate Fiction” in der deutschsprachigen Literatur. 61–78. In: Wolting, Monika. Gesellschaftskritische Literatur – Texte, Autoren und Debatten. Göttingen: V&R unipress.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

in 505: BA T2 Workshop Gesellschaftsdiagnosen

Letzte Änderung: Mi 20.09.2023 14:48